CDG - FH - Programm "Praxissemester im Ausland" SS 2002 - Susann Müller

(20.05.2011)

A Persönlicher Aspekt

1. Meine Beobachtungen zu interkulturellen Unterschieden

Mein befristeter Wohnwechsel von einem industrialisierten Deutschland in ein geringer entwickeltes Peru war wie der Übergang in eine andere Welt. Diese Vorstellung hatte ich durch den Kontakt mit charakteristisch völlig verschiedenen Menschen und die Anpassung an ihren Lebensstil. Sehr interessant finde ich die Denkweise der Personen kennenzulernen und sie zu verstehen. Durch Dialoge und Gruppengespraeche fand ich Erklärungen zu ihren Handlungsweisen.

Wie habe ich mich zu verhalten?

Zu Beginn meines Peruaufenthaltes war ich etwas unsicher in meiner Verhaltensweise gegenueber anderen Personen und in bestimmten Situationen. Ich wusste nicht wie man den Personen welchen Respekt gibt. In Peru wird zum Beispiel den älteren Leuten wesentlich mehr Hilfe und Respekt gegoten als in Deutschland. In jeder Kultur ist die Zeremonie der Begrüssung und Verabschiedung verschieden. Mit der Zeit habe ich mich an die alltäglichen "Pflichten" gewöhnt und mich ihrer Kultur angepasst.

Schule-Ausbildung-Beruf

Personen der oberen Gesellschaftsschicht gaben mir den Grund ihrer langen Werktage und der zusätzlichen Mitarbeit in anderen Projekten: eine bessere Zukunft ihrer Kinder zu schaffen.

Der Unterschied zu unserem Land besteht in der Konkurrenz zwischen den Kindern, Studenten und Arbeitnehmern. Aufgrund der hohen Geburtenrate in Peru ist der Wettbewerb zwischen den Personen viel grösser. Es entstehen zum Beispiel Schwierigkeiten eine Arbeitsstelle oder ein Stipendium zu bekommen. Nur die am besten qualifizierten und am besten vorbereiteten Schüler und Studenten besitzen eine Chance auf dem Arbeitsmarkt. Natürlich sind kostenlose Nationalschulen vorhanden. Diese sind aber nicht zu vergleichen mit den von den Eltern teuer bezahlten Privatschulen. Eine Unterrichtsklasse besteht hier aus 20, und nicht wie in den staatlichen Schulen aus 40 oder mehr Kindern. Auch Fremdsprachen werden in den Privatschulen wesentlich mehr gefördert.

Nur durch eine gute Schulbildung kann das Kind die Aufnahmeprüfung einer angesehenen Universität bestehen. Natürlich muss jeder belegte Kurs von den Eltern bezahlt werden. Der Student hat keine Möglichkeit, wie in Deutschland, auf ein Bafög zu hoffen. Durch den Namen der Universität oder Beziehungen der Eltern bekommen die Absolventen eine Arbeitsstelle.

Ich erinnere mich an ein Gespräch mit den Eltern von 8 Monate alten Zwillingen. Sie überlegten noch ein drittes Kind zu bekommen. Ihre Besorgnis lag in den Geldproblemen, jedoch nicht in der Anschaffung von Kinderausstattung, sondern in der Bezahlung ihrer Aus/Bildung.

Die Mahlzeiten

Ein weiterer, sehr interessanter Unterschied zu unserer Kultur ist die Ernährungsweise der Menschen. Abhängig von den Gebieten Perus (Küste, Gebirge, Urwald) und von den Lebensstandard der Personen sind die Lebensmittel und ihre Zubereitung sehr verschieden. Hauptsächlich werden selbst angebaute Produkte konsumiert. An der Küste gibt es viel Fisch und Reis. Im Gebirge werden Maiz, Kartoffeln, Gemüseeintöpfe, Meerschweinchen, Alpaka und Lama serviert. Die billigsten Produkte im Urwald sind Früchte.

Zum Frühstück bekam ich einen frisch gepressten Saft, ein Brötchen mit Marmelade, Käse, Oliven, Ei oder Avokado. Die Menge war für mich meistens nicht ausreichend. Mittagessen gab es um 1.30 oder 2.00 Uhr. Für meine Verhältnisse ist es zu spät. Es wurde eine Suppe, ein Hauptgericht und eine Frucht serviert. Zum Abendbrot, zwischen 19 und 21 Uhr, gab es Brot mit einem der Beläge vom Frühstück.

Die Haushaltshilfe

Im Haushalt der mittleren und oberen Gesellschaftsklasse arbeitet immer eine Koch- bzw. Putzfrau. Oft übernachtet sie im gleichen Haus auf dem Dachboden. Sie wird monatlich bezahlt, bekommt kostenlos ihre Mahlzeiten und hat einen Tag pro Woche, in der Regel Sonntag, frei. Diese Haushaltshilfe ist zuständig für die Zubereitung aller Mahlzeiten der Familie, die Reinigung des Hauses und der Wäsche. Wenn das Essen von ihr serviert wird, bekommt sie selbst als Letzte die gleiche Mahlzeit. In der Küche am Rand auf einem Hocker kann sie ihr Essen zu sich nehmen. Wenn alle Familienmitglieder tagsüber ausser Hause sind, wird mit vollem Vertrauen ihr die Wohnung überlassen. Ich glaube, dass die Deutschen hier zu viel Misstrauen haben. Die Haushaltshilfe wird jedoch niemals wie eine untergeordnete Person behandelt, sondern immer mit Achtung und Respekt angesprochen.

In einem kleinen Appartement arbeitet sie nur stundenweise und wird auch dementsprechend bezahlt ( ohne Uebernachtung oder Mahlzeit ).

Recycling

Ein anderer, für mich auffallender Unterschied zur deutschen Kultur ist die Verwendung aller für uns sogenannten "Abfälle". Peruaner fahren mit Fahrrädern und Anhängern durch die Strassen und rufen nach Metallgegenständen, Flaschen, Plastik oder Papier aus. Jede Person sammelt andere Dinge, die später verkauft und wiederverwendet werden.

Sicherheit oder Abgrenzung?

Die obere Schicht der Gesellschaft, die nur einen kleinen Teil der Bevölkerung Perus ist, bezahlt für ihre Sicherheit. Dies bedeutet zum Beispiel, dass pro Strasse zwei "Watchmen" (Bewacher) arrangiert werden. Sie arbeiten abwechslungsweise in Tag- und Nachtschichten. Auch sehe ich viele Polizisten, die am Tag und in der Nacht die Parks in reichen Gebieten bewachen. Es gibt Wohngebiete, die eingezäunt und mit Wachpersonal und Kammera ausgestattet sind. In sogenannten "Clubs" dürfen nur Mitglieder und deren Freunde eintreten. Diese Clubs bieten Freizeitangebote: Squash, Schwimmen, Tennis, Volleyball ect.

Dies ist Alltag und Sicherheit und nicht wie in Deutschland Zeichen von Prestige.

Gleichberechtigung

In der peruanischen Kultur frage ich mich nach der Gleichberechtigung der Menschen. Durch Gespräche mit "reicheren" Personen wurde mir verdeutlicht, dass diese mit einem gewissen Luxus in ihrem Land leben wollen, obwohl Peru in der Öffentlichkeit mit einem niederen Lebensstandard ausgestattet ist. Ist es nicht ihr Recht, sich mit dem von ihnen verdienten Geld sich ein von ihnen gewünschtes Umfeld zu schaffen ohne andere Personen zu verletzen? Heute sehe ich diesen Unterschied in der Lebensweise nicht mehr als Ungerechtigkeit, sondern als Verdienst ihrer Arbeit (aber auch als Glueck, in dieser Familie geboren zu sein).

2. Meine Persönliche Entwicklung

Im Alltag

Zu Beginn meines Auslandsaufenthaltes war ich etwas unsicher in meiner Verhaltensweise und Redensart mit den Peruanern. Heute weiss ich, wie ich mit welchen Personen umzugehen habe, um sie entsprechend ihren Ranges in der Gesellschaft zu behandeln. Es ist Übung, sich mit "wichtigen" Personen angemessen in spanischer Sprache zu unterhalten.

Auf der Arbeit

Ich habe gelernt besser zu koordinieren und zu organisieren. In Projekten ist jedes Mitglied auf andere angewiesen und diese sind abhaengig von jedem Einzelnen. Um erfolgreich zu kooperieren, muss die Absprache untereinender funktionieren und Toleranz vorhanden sein. Ich habe gelernt, die Menschen mit ihren Fehlern zu akzeptieren und sie zu respektieren, denn nur dadurch ist eine Zusammenarbeit möglich.

3. Meine sprachliche Entwicklung

Aufgrund meines Aufenthaltes in einem spanischsprechenden Land war ich vollkommen auf meine Sprachkenntnisse angewiesen.

Kommunikation

Der ausschliessliche Kontakt zu Peruanern erleichterte mir mein Spanisch zu verbessern. In Dialogen wurde von mir gefordert, die Gesprächsperson zu verstehen und ihr angemessen zu antworten. Gruppengespräche waren für mich schwieriger nachzuvollziehen, da gleichzeitig mehrere Personen sprechen. Sie verwenden die Umgangssprache, Ausdrücke, die im Wörterbuch nicht vorhanden sind. Durch Übung und Beobachtung konnte ich mich auch an Gruppengesprächen beteiligen.

Literatur

Ich besorgte mir spanische Literatur: Romane, Fachliteratur, Tragödien, Maerchen, Grammatikbücher ect. Für mich ist es interessant die Ausdrucks- und Verwendungsweisen der spanischen Sprache in den verschiedenen Literaturwerken kennenzulernen.

Der Alltag

Mit jedem Tag verbesserte ich meine Spanischkenntnisse: wenn ich mit Arbeitskollegen kooperierte, ins Kino ging, die Zeitung lies, mich mit Freunden unterhielt oder einfach nur die Unterhaltung von Personen beobachtete.

B Fachlicher Aspekt

1. Meine Tätigkeit im Auslandsaufenthalt

1.1. Praktikum in Pamplona

Vorstellung des Projektes

Das Projekt in dem ich mitarbeite heisst " Die Aufnahme von Eisen und Zink". Dieses Projekt ist eine Zusammenarbeit von verschiedenen Universitäten in der USA. (Universität von Kalifornien, Universität von Colorado, Denver) und dem Institut der Ernährungsforschung in Lima.

Ziel des Projektes

Ziel des Projektes war es, die optimale Menge an Eisen und Zink zu bestimmen, die Lebensmitteln zugeführt werden muss, um vom Körper eines Kindes (drei Jahre bis vier Jahre und elf Monate) mit Eisen- und Zinkmangel am besten absorbiert zu werden.

Beschreibung meines Arbeitsgebietes

Das Projekt wurde in "Pamplona alta" durchgeführt. Es ist eine der ärmsten Gebiete von Lima. Dort gibt es kaum Vegetation, nur Felsen und Sand. Die Häuser der Bewohner werden mit Schilfmatten, Stroh, Plastikfolie, Blech oder Holzbretter konstruiert. Als Baumaterial dient alles, was gefunden oder günstig zu erwerben ist. Jede Familie besitzt eines dieser "Häuser" mit einem oder teilweise auch mehreren Zimmern, die durch Stoffreste voneinander getrennt sind. Der Fussboden ist meist der gleiche Sand wie auf der Strasse. Einrichtungsmaterial gibt es kaum. Ein Bett wird für zwei bis drei Personen berechnet. Oft gibt es einen Tisch. Umgedrehte Kontainer oder Behälter für Farbe dienen als Sitzmöglichkeiten. Besteck, Teller und Tasse gibt es nicht für jedes Familienmitglied. Elektrizität ist in den meisten Häusern vorhanden. Fliessendes Wasser gibt es nicht. Jeden Tag verteilen Lastwagen Wasser, welches in Kontainern von den Familien aufbewahrt wird. Das Wasser aus diesen Behältern wird zum Kochen, Trinken, Waschen (Körper und Sachen) und Spülen benutzt. Aufgrund der fehlenden Hygiene siedeln sich oft Parasiten oder Bakterien an. Die Familien in "Pamplona alta" sind sehr jung. Die frisch verheirateten Ehepaare aus dem Gebirge siedelten sich vor vier bis fünf Jahren in Lima an. Jedes Ehepaar beanspruchte in "Pamplona alta" ein Stück Land und konstuierte ihr Haus. Die meisten Kinder sind dann dort geboren und somit nicht älter als fünf Jahre.

Aufnahmekriterien für das Projekt

In das Projekt werden Kinder von drei bis vier Jahre und elf Monate aufgenommen. Krankenschwestern gehen von Haus zu Haus und bestimmen die Grösse und das Gewicht dieser Kinder. Ein wichtiger Gesichtspunkt, um in das Projekt aufgenommen zu werden, ist die Grösse. Ebenfalls wird der Eisengehalt im Blut gemessen. In das Projekt treten nur Kinder ein mit einem Eisengehalt von 8 - 10,9 g pro Deziliter Blut. Gesunde Menschen weisen einen Eisengehalt von 12 bis 14 g pro Deziliter Blut auf. Insgesamt werden 60 Kinder gesucht, die drei Monate an dem Projekt teilnehmen.

Angereicherte Lebensmittel

Für die Kinder wird eine spezielle Nahrung zubereitet. Es gibt drei verschiedene Diäten mit jeweils unterschiedlichen Mengen an Nährstoffen. Es wird ausgelost, welches Kind welche Nahrung bekommt. Die Kost Nummer 1 besteht aus Keksen und Nudeln aus Weizenmehl, welches mit drei mg Eisen pro 100 g Mehl angereichert wird. Das Mehl, was in Peru verkauft wird, besitzt die gleiche Menge an Eisen. In der Kost Nummer 2 ist das Weizenmehl angereichert mit drei mg Eisen und drei mg Zink pro 100 g Mehl. 100 g Weizenmehl mit drei mg Eisen und neun mg Zink ist die Konzentration der Kost Nummer 3. Die Kekse und Trockennudeln werden speziell im Labor hergestellt.

Durchführung des Projektes

11 Wochen = 64 Tage

Ernährungsunterricht

Die Eltern, meist waren nur Mütter anwesend, bekommen am letzten Tag einen Ernährungsunterricht vorgetragen. Dieser wird von den Ernährungswirtschaftlern durchgeführt. Den Eltern wird beigebracht, wie sie sich und ihre Familie gesund ernähren können. Meistens fehlt nicht nur das Geld um Nahrungsmittel zu kaufen, sondern auch das Wissen über eine korrekte Zubereitung.

Bewertung meiner Tätigkeit im Praktikum

In diesem Projekt habe ich bis jetzt viel über die Lebensmittel in Peru kennengelernt. Grundnahrungmittel, wie zum Beispiel Quinua, Amaranto und Kamote sind in Deutschland unbekannt. Quinua ist ein sehr proteinhaltiges Lebensmittel, das eine bessere Zusammenstellung der Aminosäuren als Fleisch aufweisst.Trotzdem ist es bis heute nicht möglich gewesen, die Unter- bzw. Fehlernährung in Peru zu stoppen.

Ich habe gelernt, mich in einem fremden, sehr armen Gebiet zurechtzufinden und mit diesen Menschen zusammenzuarbeiten. Ohne ihre Hilfe, besonders die der Mütter, wäre das Projekt nicht durchführbar .

Untereinander müssen wir uns im Projekt abstimmen und bei Problemen in den Familien gemeinsam beraten, denn jede Person vollzieht einen Schritt im Projekt und legt somit den Grundstein für die nächste Etappe für seinen Kollegen. Teamgeist, Kooperation und Verstaendnis ist hier gefragt.

Im Ernährungsunterricht für die Eltern lernte ich zum Beispiel wie Anämie vorzubeugen ist. Folgende Nahrungsmittel enthalten einen hohen Anteil an Eisen: Leber, Fisch, Ei, Spinat und Linsen. Sie sollen in Kombination mit Zitronen, Orangen, Mandarinen oder Papaya aufgenommen werden. Das Vitamin C in diesen Früchten fördert die Absorbtion von Eisen in unserem Körper. Schwarzer Tee und Kaffee verringern die Aufnahme von Eisen in das Blut.

1.2. Praktikum in Trujillo

Vorstellung der Gesundheitszentren in Trujillo

Im April arbeitete ich in vier verschiedenen Gesundheitszentren in Trujillo. "Vista Alegre" und "Larco Mar" befinden sich im Zentrum der Stadt. Demensprechend sind die Einrichtungen moderner und mit ausreichend Personal ausgestattet. Persoenliche Beziehungen zu den Patienten gibt es hier kaum. "Gran Chimu" und "Pesqueda 3" sind Gesundheitszentren am Rande von Trujillo. Die Bewohner in diesen Gebieten sind ärmer als die im Zentrum von Trujillo. Die Gesundheitseinrichtungen sind mit wenigen Utensilien eingerichtete. Jedoch konnte ich beobachten, dass die Doktoren, Krankenschwestern beziehungsweise Ernährunswirtschaftler eine persönliche Beziehung zu ihren Patienten aufgebaut haben.

Bestimmung von Grösse und Gewicht der Kinder

Zubereitung der Nahrung

Hausbesuche

Bewertung meines Praktikums in Trujillo

In Trujillo habe ich gelernt mit kleinen Kindern besser umzugehen. Um Gewicht und Grösse festzustellen muss man viel Geduld zeigen. Die Bestimmungsmethoden mit den Geräten sind altmodisch, jedoch praktisch und brauchbar.

In den Hausbesuchen sah ich unter welchen Bedingungen einige Menschen leben. Deshalb verstehe ich ihre Probleme heute besser.

Es ist interssant Privatkrankenhäuser in Lima mit den Gesundheitszentren in kleineren Städten zu vergleichen. In Trujillo werden wesentlich mehr Menschen mit weniger modernen Utensilien auf engerem Raum versorgt. Diese Patienten bekommen die Behandlung im Gegensatz zu Klienten in den Privatkrankenhäusern kostenlos oder billiger.

Der Umgang mit Computer oder anderen technischen Hilfsmitteln ist für Ernährungswirtschaftler in Trujillo eingeschränkt. Sie behelfen sich mit einfachen, herkömmlichen Methoden. Bei einem Einsatz in Entwicklungsländern ist dies die beste Methode zu arbeiten, da meist die technischen Vorraussetzungen von Industrieländern nicht gegeben sind. Ohne das praktische Denken und die Fähigkeit, Alternativen zu finden sind keine Resultate denkbar.

1.3. Praktikum in Lima - Cieneguilla

In Cieneguilla, einem Ort in der Nähe von Lima, befindet sich die Einrichtung CIMA (= Centro de Integracion de Menores con Amor = Integrationszentrum mit Liebe für Jugendliche). Diese Einrichtung wurde vor 12 Jahren von dem Kanadier Jean Lui de Bern gegründet. Es beherbergt 95 Jungen im Alter von 9 bis 18 Jahren, die freiwillig aus Lima von der Strasse kommen.

Durch die Koordinatorin Astrit Montagne de Almenara wurden Rosina Pareja, einer Ernährungswirtschaftlerin des IIN, und mir die Aufgabe erteilt, für einen Monat einen Speiseplan für diese Kinder aufzustellen.

Der durchschnittliche Energieverbrauch für die in der Pupertät befindlichen Jugendlichen liegt bei 2500 kcal pro Tag. Es werden 70 g Proteine, 1300 mg Kalzium, 11 mg Eisen und 100 mcg Vitamin A pro Tag benötigt. Nach diesen Richtlinien haben wir 28 Menues, je Frühstück, Mittag und Abendessen, aufgestellt. Wir listeten die einzelnen Zutaten der Rezepte, ihre Inhaltsstoffe, ihren Energiegehalt, ihren Preis, sowie die Menge pro Portion auf (siehe Anhang).

Zwei Mal besuchten wir die Einrichtung um festzustellen, wie, von wem und wo die Speisen zubereitet werden. Da die hgienischen Bedingungen nicht ausreichend waren, erarbeiteten wir Hygieneempfehlungen für das Küchenpersonal und über die Lagerung der Lebensmittel.

In Cieneguilla wog ich die von den Kindern konsumierten Portionen. Jede Zutat von den Gerichten wurde einzeln bestimmt. So stellten wir die ursprüngliche Nährstoffaufnahme fest. Meist wurden zu grosse Mengen Reis und zu wenig tierische Produkte konsumiert. Zum Frühstück gab es nie Milch, was zum Kalziumdefizit führen kann.

Durch unseren ausgearbeiteten Speiseplan erhält das Küchenpersonal genaue Anweisungen über Zutaten und ihre zu verwendenden Mengen. Dadurch wird den Kindern eine optimale und ausgewogene Ernährung geboten.

Bewertung meines Praktikums in Cieneguilla

Durch diese Arbeit habe ich über die Kombination von Nahrungsmitteln dazugelernt. Die Arbeit mit einer Person ist organisatorisch einfacher als die Zusammenarbeit in Pamplona mit mehreren Leuten. Jedoch waren wir zu zweit völlig voneinander abhängig.

Die peruanischen Rezepte sind im Gegensatz zu der deutschen Küche sehr verschieden. Grundnahrungsmittel der 28 ausgearbeiteten Menüs ist Reis, was meiner Meinung nach keine optimale Ernährung ist. Da den Jugendlichen der Reis in ihrer Kindheit zur Gewohnheit geworden ist und sie andere Alternativen kaum akteptieren, mussten wir den Reis in unseren Speiseplan aufnehmen. Deutschen Jugendlichen hätte ich statt dessen wesentlich mehr Kartoffeln geboten.

2. Der Vergleich meiner Beurteilung mit den Erwartungen vor dem Auslandsaufenthalt

Vor meinem Auslandsaufenthalt gab ich mir nur einige Erwartungen. Ich fand es besser, mein Praktikum ohne vorher festgelegte Ansprüche zu beginnen. Ich setze mich mit der Situation so auseinander, wie es vorgegeben ist. Die Chance enttäuscht zu werden, ist dann geringer.

Meine Erwartungen waren, eine völlig fremde Kultur mit ihrer Tradition kennenzulernen und zu versuchen mich ihrer Lebensweise anzupassen. Ebenfalls waren für mich die einheimischen Lebensmittel interessant. Ich stellte mir die Fragen: "Welche Produkte werden angebaut?", "Wie werden sie zubereitet?", "Wie sieht die allgemeine Ernährungssituation in Peru bzw. in den Anden aus?", Wo liegt der Unterschied zu Deutschland?" Diese Fragen kann ich mir heute beantworten.

Ich finde meinen Auslandsaufenthalt als Erfolg in Bezug auf die Beantwortung meiner fachlichen Fragen, sowie auch in Bezug auf das Kennenlernen und Anpassen an eine vorher unbekannte Kultur.

3. Die Beurteilung des Berufsfeldes Haushalt- und Ernährungswirtschaft in Peru

Trotz der nährstoffreichen, traditionellen Lebensmittel wie Quinua, Amaranto, Kañihua, Oca, Olluca, Maca, Chuño und Mashua ist in Peru die Ernährungslage der Bevoelkerung unzureichend. Im Kindesalter ist die Unter- oder Fehlernährung durch Eisen-, Vitamin A- oder Zinkdefizit keine Seltenheit.

Im Schulunterricht können die Ernährungswirtschaftler die Kinder über die wertvollen Inhaltsstoffe dieser Andenprodukte aufklären. Die Mütter sollen Vertrauen zu diesen Lebensmitteln finden und die Zubereitung von verschiedenen Rezepten kennenlernen. Auch die Bauern der Anden, die Produzenten dieser Produkte, sollten über die Inhaltstoffe der einheimischen Getreidearten und Knollenfrüchte informiert sein. Die Produktion und der Konsum würde dadurch angetrieben.

Aufgrund der Armut ist der Bildungsstand der Bevölkerung auf einem niedrigen Niveau stehengeblieben. Den Müttern fehlt nicht nur das Geld, sondern auch das Wissen eine ausgewogene Mahlzeit zusammenzustellen.

Wir Ernährungswirtschaftler können über Unterricht den Müttern eine korrekte Zusammenstellung der Lebensmittel in den Mahlzeiten beibringen. Sie werden aufgeklärt Anämie, Vitamin A-, Eisen oder Zinkdifizit vorzubeugen. Es sollte den ihnen mitgeteilt werden, dass Limonaden, Süssigkeiten und Eis keine Nahrungsmittel für ihre Kinder sind.

C Ausblick

Meine gesammelten Erfahrungen in Peru sind für meine Zukunft sehr nützlich. Nach meinem Praktikumaufenthalt kann ich Menschen besser verstehen und mit ihnen besser umgehen. Ich lasse mich gerne von ihnen korrigiern und toleriere ihre Meinungen. Meine einseitige Sichtweise der deutschen Ernährung mit ihren Problemen hat sich geöffnet. Heute geben sich für mich viel mehr Einsatzmöglichkeiten als Ernährungswirtschaftlerin in meiner beruflichen Zukunft.

Die Arbeit mit den Menschen von Peru finde ich sehr interssant und es macht mir viel Spass. Es würde mich freuen, weiterhin in diesem Land die Leute zu einer gesunden Ernährung zu führen. Ich möchte auch ein anderes Land mit seinen Ernährungsproblemen kennenlernen, denn nur durch eine breitere Sichtweise kann man Probleme besser loesen.

Für mich ist es wichtig meine Spanischkenntnisse in meiner beruflichen Zukunft anzuwenden. Ebenfalls werde ich mein Englisch verbessern, um auch in dieser Sprache optimal arbeiten zu können.

Ab Februar bzw. März 2003 schreibe ich in Peru meine Diplomarbeit über das Thema: "Die Quinoa". Dafür benötige und suche ich ein Stipendium.

Mein Ziel ist es in Peru oder auch in einem anderen Land mit den einheimischen Menschen zu arbeiten, zu leben und ihnen mit meinen Erfahrungen und Kenntnissen zu helfen.

Susanne Müller


Kontakt

 Übersicht

 Feedback-Formular

 E-Mail

Bankverbindung

Peru Hilfe
Konto 122 122 122 9
BLZ 370 697 20
VR-Bank Nordeifel eG
IBAN DE92370697201221221229

BIC GENODED1SLE

News

16.12.22

Friedvolle …

Liebe Freunde und Wohltäter der Peru-Hilfe, wir erfahren gerade schwere Zeiten weltweit und wissen ... mehr

30.11.17

Weihnachtsbrief …

Besinnliche Weihnachten und die besten Wünsche für 2018  von der Peru-HilfeLiebe Freunde und ... mehr

07.07.17

Peru-Hilfe in …

"Peru-Hilfe" im gemeinsamen  Kampf gegen Hunger und Klimawandel ... mehr

13.11.14

Famulatur in Lima

Im Rahmen unseres Zahnmedizinstudiums haben wir uns spontan dazu entschlossen, ein freiwilliges ... mehr

powered by webEdition CMS